Wann lohnt sich eine Notebook - Reparatur?
Es gibt keine "mathematische Lösung" für diese Frage - weil die Beantwortung unterschiedlich ausfällt, wenn man unterschiedliche Betrachtungsweisen als Basis nimmt.
...oder bin ich doch blöd?
Schon seit Jahrzehnten versucht dieser Werbeslogan aufkeimende Selbstzweifel zu erschlagen, bevor das Gehirn die Selbstzweifel kritisch betrachten kann. Eine Betrachtung der Zweifel würde leider zwangsläufig zu etwas führen, was der Verbreiter des Slogans nicht ganz so gerne sieht: Dass mehr repariert wird und weniger neugekauft...
Diese Fragen können einem in den Sinn kommen:
(1) Wieso soll mein Gerät jeden Tag weniger Wert sein?
(2) Was hat "wegschmeissen und neukaufen" für "Nebenwirkungen"?
(3) Warum stürmt alles auf mich ein und flüstert mir zu "kauf neu"?
(1)
Der Wert des Gerätes liegt doch darin, dass es mir hilft, eine Aufgabe zu lösen. Diese Aufgabe ist natürlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich - trotzdem gibt es eine überwältigende Mehrheit von Menschen, die ein Notebook für folgende Aufgabenlösungen verwenden:
- Internetsurfen (incl. Facebook, google+ etc.)
- Emails empfangen und senden
- Chatten
- Texte / Briefe schreiben und auch empfangen
- Dokumente lesen (pdf's etc.)
- Musik hören
- Fotos/Bilder anschauen und bearbeiten
- Videos anschauen (auch online: you-tube etc.)
- CDs/DVDs hören/sehen und auch brennen
- ... und damit ist das meiste auch schon gesagt. Das sind die Aufgaben, die meistens zu lösen sind. Wenn man den Wert des Gerätes daran festmacht, ob es diese Aufgaben löst, kommt man zwangsläufig zu anderen Werteinschätzungen, als wenn man den Neupreis von Geräten als Relation sieht.
Ein Notebook wird nicht "von selbst langsamer" oder "verlernt", wie man diese Aufgaben löst. Da muss schon nachgeholfen werden.... Und es ist nichts leichter als das! Für die Problemlösung müssen zwei Komponenten zusammenarbeiten: Hardware und Software.
Die Hardware des Notebooks wird nicht "schlechter". Entweder, das Gerät ist in Ordnung, oder es ist kaputt (und müsste repariert werden, um den alten Zustand wieder zu erreichen). Also wird die Minderung des Nutzwertes mit der Software "geregelt"!
Wenn die Software zu aufgebläht wird, arbeitet das Notebook langsamer. Viele "Softwareverbesserungen" sind im wahrsten Sinne des Wortes "Blähungen": es sind sehr oft Sachen, die der "Normalanwender" weder braucht noch fordert. Die meisten sind doch eher säuerlich
verstimmt, wenn wieder alles neu installiert werden muss, oder die alten Dokumente nicht mehr gelesen oder bearbeitet werden können, oder das neue Betriebssystem mangels Treiberversorgung auf dem alten Gerät nicht mehr läuft
(oder so langsam läuft, dass es nicht mehr zu gebrauchen ist)! Folglich mussten Werbseslogans in die Köpfe der Menschen gemeisselt werden, die den Drang zum "neukaufen" statt zum "reparieren" hervorrufen. Und richtig gut ist es gelungen, wenn
die Menschen ihr irrationales Verhalten auch noch verteidigen - sollten Sie andere Sichtweisen hören...
(2)
Alles was wir tun, hat Auswirkungen. Genauso, wie auch alles, was wir nicht tun, Auswirkungen hat. Hier die Auswirkungen von "neu produzieren":
- Es werden Ressourcen aus der Natur verbraucht, die selten (und endlich) sind
- Beim Abbau der Ressourcen fallen (teils hochgiftige) Abfälle an
- Um den Abbau der Ressourcen so billig wie möglich zu machen, werden Menschen ausgebeutet und "modern versklavt"
- Es wird Energie verbraucht, um die Ressourcen zum Produktionsort zu schaffen
- Es wird Energie verbraucht, um die Ressourcen so aufzubereiten, dass sie für eine Elektronikfertigung geeignet sind
- Es wird Energie verbraucht, um das Gerät zu fertigen
- Um die Produktion so billig wie möglich zu machen, werden Menschen ausgebeutet und "modern versklavt"
- Es fallen bei der Verarbeitung/Fertigung (teils hochgiftige) Abfälle an
- Es wird Energie verbraucht, um das Gerät von der Fertigungsstelle zum zukünftigen Besitzer zu schaffen
Das sind gewichtige Aspekte. Man sollte so nachhaltig we möglich handeln (Thema der EXPO2000 in Deutschland - längst schon Schall und Rauch dank der Lobbyarbeit einiger weniger). Gibt es Möglichkeiten, diese Dinge zu vermeiden, ohne dabei mehr Schaden anzurichten - sollte man
diese in Betracht ziehen. Eine Möglichkeit ist reparieren statt neukaufen.
Hier die Auswirkungen von "wegwerfen":
- Nach wie vor landen grosse Anteile des Elektronikschrotts nicht im Recyclingprozess, sondern auf riesigen "wilden Müllhalden" in armen Ländern
- Dort werden sie unter Missachtung aller Sicherheitsbestimmungen gelagert und verwertet, was zu
... Erheblichen Umweltschäden
... Gesundheitlichen Schäden bei den Menschen, die dort arbeiten und leben
... Menschenunwürdigen Arbeitsplätzen bei der Verarbeitung führt.
- Die Teile, die "recycled" werden, werden mitnichten dem Produktionsprozess wieder zugeführt. Oft wird verbrannt, verpresst und vergraben
- Bei vielen Menschen ruft "wegwerfen" einen negativen Gedanken hervor - weil man damit den Wert seines Eigentums völlig vernichtet
Hier die Auswirkungen von "reparieren":
- Verbrauch von Energie für den Transport zum und vom Dienstleister (viel weniger als bei der Fertigung, da der Dienstleister viel näher dran ist)
- Verbrauch von Energie während der Bearbeitung (viel weniger als bei der Fertigung)
- Einsatz von Ressourcen bei Ersatzteileinbau (viel weniger als bei der Fertigung)
- Umweltbelastung durch die Entsorgung von defekten Teilen (viel weniger als bei der Fertigung)
- Bei vielen Menschen positive Gefühle: man hat etwas "Eigenes gerettet"
(3)
Unser Wirtschaftssystem hat sich in seiner nicht aufzuhaltenden Schraube schon so weit aufgeschaukelt, dass "Zuwachs", "Produktion" und "Gewinn"
jede Möglichkeit zur Selbsterreichung rechtfertigen. Das geht sogar so weit, dass die Poltik oft "Arbeitsplätze" als ein KO-Kriterium für eine Entscheidung
heranzieht zu Lasten der Umwelt. Dabei ist die Erhaltung der Umwelt die Basis, die wir alle zum Leben (und damit auch zum Arbeiten!) brauchen. Die Selbsterhaltungsmechanismen
des Wirtschaftssystems setzen zu 100% auf "wegschmeissen und neukaufen" - und diese Botschaft berieselt uns alle aus allen erdenklichen Quellen.
Ein Folgeschluss könnte nach dem Nachdenken ja durchaus lauten:
Ich bin doch nicht blöd - ich lasse reparieren!<
|